Wenn du dir alles erkämpfen musst: Profi-Fußballerin und Aktivistin Tuğba Tekkal

 

Hallo und einen schönen guten Tag, ihr geilen Uschis da draußen.

Heute geht es um Fußball, starke Schwestern, gute Eltern, Veränderungen und meinen Aufreger der Woche. Aber hauptsächlich geht es um Tuğba. Sie ist nämlich ein grandioses Beispiel dafür, wie man mit Biss und Durchhaltevermögen Dinge schafft. Obwohl sie aus einer eher traditionellen Familie, oder besser: einer Familie mit traditionellen Rollenbildern kommt, sind sie und ihre Geschwister echte Vorreiter*innen und Inspirationen für die verschiedensten Menschen. Auch ihre Eltern konnten sie inzwischen von ihren Lebensentwürfen überzeugen. Aber fangen wir erstmal vorne an.

Einfach ist anders.

Tuğba Tekkal hat eine beeindruckende Karriere im Profifußball hingelegt und wurde inzwischen vom DFB für ihre Integrationsinitiative Scoring Girls mit dem renommierten Julius Hirsch Preis ausgezeichnet. Doch der Weg dahin war für sie nicht unbedingt einfach. Sie wuchs als Kind jesidisch-kurdischer Flüchtlinge in Hannover auf. Ihre Eltern sind das, was man gemeinhin »bildungsfern« nennt. Ihre Mutter ist Analphabetin, ihr Vater zwar aktiver Menschenrechtsaktivist, aber auch er kann in Deutschland keine Karriere machen. Ihre ersten Ausflüge auf den Bolzplatz versteckt sie, schiebt ihre schlammigen Hosen in die Dreckwäsche, zwischen die Sachen ihrer Brüder. Die Vorteile einer Großfamilie. Aber natürlich sind ihre Eltern nicht komplett ahnungslos: »Naja, ich musste auch ein bisschen flunkern. Ich habe zum Beispiel gesagt, ich gehe nach der Schule lernen, war aber von 14:00 bis 18:00 Uhr Fußballspielen und kam dann total dreckig und verschwitzt nach Hause. Das waren dann so Momente, wo meine Mutter schon mal nachgefragt hat, wo lernt ihr eigentlich, im Schlamm, im Dreck?«, beschreibt sie in einem Interview mit dem Stern.

Ihre Brüder unterstützen sie und decken sie auch vor den Eltern. Das wichtige ›Ich spiele seit Monaten in einem Verein‹ - Gespräch führen sie mit ihrer Schwester zusammen. Geschwister können doch was Tolles sein. Tuğba beschreibt den Prozess ihrer Eltern »Wir sind nur voraus gerannt und irgendwann sind sie mitgerannt. Sie haben sich zusammen mit uns emanzipiert. Das war sehr schön. Unser Vater wollte eigentlich auch immer viel vom Leben, vieles ist ihm gelungen, vieles ist ihm verwehrt geblieben, weil er nicht konnte wie er wollte. Durch uns hat er gesehen, man kann sich unabhängig machen von der Meinung der anderen. Also hat er irgendwann entschieden, egal was die anderen sagen, ich stehe zu meinen Töchtern.«

Auch ihre Mutter gibt Tuğba, nach anfänglicher Skepsis eine Menge Kraft. »Es ist wichtig, die Chancen, die man selbst bekommen hat, an andere weiterzugeben und anderen ein Vorbild zu sein. Wenn wir mit Geschichten von Diskriminierung nach Hause kamen, sagte meine Mutter immer: ›Wenn 100 Prozent nicht reichen, dann gib 200! Selbstmitleid hilft nicht. Reden allein auch nicht. Du musst handeln. Denn wenn du es nicht machst, wer dann?‹« 

Ist das nicht schön? Ein gemeinsamer Prozess, an dem Eltern, wie Kinder gemeinsam wachsen dürfen. Wie schön ist es, wenn es so laufen kann und Eltern auch gerne und offen von ihren Kindern lernen.

Dieses Gespräch im Stern führte Tuğba übrigens zusammen mit ihrer älteren Schwester Düzen, die auch eine enorm geile Uschi ist. Aber dazu ein anderes Mal mehr. Die gute Frau verdient ihren eigenen Artikel.

Fußballprofi und Aktivistin

Tuğba schaffte es in den vergangenen Jahren nicht nur in die Fußballbundesliga und ist heute als Werbebotschafterin für die Bildungsinitiative GermanDream unterwegs, sie hat die schon erwähnte Initiative Scoring Girls gegründet und ist mit ihrer Schwester Düzen auch Gründerin von Háwar.help, einem weiteren gemeinnützigen Verein, der sich für die Rechte jesidischer Frauen einsetzt und vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert wird.

Sie setzt sich für Integration und Unterstützung ein, aus den Erfahrungen der letzten Jahre wissen wir, wie wichtig gerade Vereine für eine erfolgreiche Integration sind. Denn natürlich (und wie traurig ist es eigentlich, dass ich hier »natürlich« schreiben muss), haben auch Tuğba und ihre Familie zahlreiche Erfahrungen mit Rassismus machen müssen.

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»Beson­ders schlimm war ein Erlebnis in der fünften oder sechsten Klasse, als mir eine Leh­rerin sagte, ich könnte mich noch so sehr anstrengen, aus mir würde doch nur eine Putz­frau werden, so wie meine Mutter. Und als wir einmal unseren Stamm­baum auf­malen sollten, sagte sie: ›Tuğba, du nicht, das würde bei dir zu lange dauern.‹ Ich habe mich damals oft für meine Fami­li­en­her­kunft geschämt, schließ­lich lernte ich, dass wir nicht mal ein Land haben.«

Diese Schilderung im Magazin Elf Freunde machen mich unheimlich wütend, anstatt die Leistung anderer Menschen anzuerkennen, müssen wir sie niedermachen. Und der Lehrerin möchte ich gerne nochmal nachträglich begegnen. Ich hoffe, sie hat erkannt, wie schief sie gelegen hat.

Aber natürlich hören diese schlechten Erfahrungen ja nicht auf. Auch wenn WDR Talkshows neulich festgestellt haben, dass Deutschland ja eigentlich kein Rassismusproblem hat. (Da ging es aber um Z*geunersauce und das einzig Gute, was dabei rauskam, ist dass Hatice Akyün danach Micky Beisenherz als Gast dieser unsäglichen Sendung in seinem eigenen Podcast – natürlich mit seiner Einladung – den Hintern versohlt hat. Also nur verbal. Wahrscheinlich. Trotzdem.)

Jedenfalls erzählt Tuğba in dem Interview mit Elf Freunde weiter:

„In meiner aktiven Zeit wurde ich unter anderem von der Tribüne als „Dönerspieß“ beleidigt. Ich bin der Meinung, dass der Fußball eine ganz wichtige Verantwortung hat und mehr leisten kann, als er gegenwärtig tut. Es ist wichtig, über Lippenbekenntnisse hinauszugehen. Heute noch müssen wir dagegen kämpfen, dass Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, die mit Herzblut für ihren Verein spielen, mit Affenlauten diskriminiert werden. Bei solchen Vorfällen braucht es Sanktionen von Seite der Vereine und Verbänden. Die betroffenen Personen müssen mehr Unterstützung erfahren, um noch stärker dagegen anzukämpfen. Bei mir persönlich war es glücklicherweise so, dass meine Mitspielerinnen und mein Lieblingsclub beziehungsweise Herzensverein, der 1. FC Köln, zu tausend Prozent hinter mir standen. Genauso standen unsere Fans hinter mir. Daher habe ich mich immer sehr stark gefühlt.«

Und weil sie gute Dinge und schlechte Dinge erlebt hat, kann sie jetzt viele gute Dinge weitergeben. Weil sie ein guter Mensch ist und eine Bereicherung, für den Fußball und für Deutschland.



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