Wild, frei und wunderbar – Spitzenköchin & Gastronomin Maria Groß

 

Redaktion: Marie-Christin Spitznagel

MARIA GROß

Heute wird es köstlich in der Uschi-Parade! Wir möchten euch eine  Spannende Promi-Köchin und eine echt “geile Uschi” vorstellen! Maria Groß. Eine absolute Ausnahmeerscheinung in der Küche, die doch eigentlich Philosophin werden wollte.

Manch einer kennt sie vielleicht von ihren Auftritten im Fernsehen, und wer sie noch nicht kennt, der sollte jetzt unbedingt aufpassen. Wir haben heute hier nämlich die “Pippi Langstrumpf unter den Köchinnen” am Start. Maria hat nämlich ganz bewusst auf Glanz und Gloria verzichtet, um ihr eigenes Ding zu machen.

”Sie bewundert starke, unangepasste Charaktere wie Pippi Langstrumpf und Udo Lindenberg. Und wie der „König von Scheißegalien“ macht auch Maria Groß am liebsten ihr eigenes Ding – konsequent, meinungsstark und dabei meistens fröhlich. Egal, was andere dazu sagen.” - so wird sie in einem Artikel bei presstaurant.de beschrieben.

Aber beginnen wir am Anfang:

Marias Vortrag vom zweiten GEILE USCHI KONGRESS im Dezember 2020


Wild, frei und wunderbar

Maria Groß kommt aus Thüringen und wollte eigentlich Germanistik und Philosophie studieren. Aber dann kam es doch ganz anders. Während des Studiums beginnt sie als Köchin in einem Privathaus und stellt schnell fest, dass ihr Kochen viel mehr liegt. Also entschließt sie sich zu dem radikalen Schritt, die Uni für eine Kochlehre zu verlassen. In einem Berliner Gourmetrestaurant beginnt ihr Weg in den Profiköche-Pantheon. Nach der Ausbildung zieht es sie in weitere Sterneküchen, sie geht zunächst in die Schweiz. Bis 2012 war sie bei «Attisholz» in Riedholz unter dem Sterne-Koch Jörg Slaschek angestellt und später als Küchenchefin im Hotel «Matthiol» in Zermatt.

MARIA GROß

Dort lernte sie die gehobene Sterneküche kennen und zog ihre eigenen Konsequenzen daraus. 2013 kehrte sie nach Deutschland zurück und wurde Küchendirektorin im Erfurter “Kaisersaal”. Dort leitet Maria Groß neben der Bankettküche auch das Restaurant “Clara”, den, für seine Mittelaltermale bekannten, «Luther-Keller» und übernimmt die Verantwortung für die angeschlossene Kochschule. Für ihre Arbeit im «Clara» erhält sie auch ihren ersten Michelinstern. Damit wurde sie nicht nur Deutschlands jüngste Sterneköchin, sondern auch die erste Sterneköchin aus Mitteldeutschland.

Maria kann was und beweist sich in dieser Männerdomäne immer wieder. Aber sie merkt irgendwann sehr deutlich, dass sie auf die andauernde Jagd nach den Sterne keine Lust mehr hat.

Heute genießt sie die Freiheit, in ihrem eigenen Restaurant, in der «Bachstelze» so zu kochen, wie sie das möchte. Ganz ohne Schnickschnack.

Mit ihrem Lebensgefährten führt sie inzwischen das Restaurant «Bachstelze» im Erfurter Stadtteil Bischofsleben. Hier hat sie ihre eigenen Vorstellungen von guter Küche umgesetzt, und das bedeutet eine fast radikale Abkehr von komplizierten Gerichten und strengen Hierarchien, die man aus Gourmetküchen sonst kennt. In einem Interview mit dem Onlinemagazin «Falstaff» sagt sie: «Wir sind hier alle per Du, (auch die Gäste). Wem das nicht passt, muss nicht mehr kommen. Wir begegnen uns hier alle auf Augenhöhe.»

«Die Produkte haben sich nicht geändert vom Sterne-Niveau her. Aber inhaltlich hat sich alles verändert. Es hat sich herumgesprochen, dass wir radikal einfach sind. Ohne Schickimicki. Wir haben konservative Werte, wir kochen Essen, das man sieht und schmeckt, ohne Effekte.»

Von der Küche ins deutsche Fernsehen

Inzwischen hat sie ihr Können schon in mehreren TV-Shows gezeigt. Darunter waren auch Publikumslieblinge wie «Kampf der Köche», «Grill den Henssler» oder «Kitchen Impossible» sowie ein Platz in der Jury der Kochsendung «Masterchef». Letztes Jahr sah man sie auch als Coach bei «The Taste». Egal was man aber nun von Shows im Privatfernsehen hält, Maria schaut man gerne zu.

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Kein Wunder, denn sie ist nicht nur eine hervorragende Köchin, sondern auch angenehm bodenständig und unglaublich sympathisch. Im Gegensatz zu ihren Kollegen braucht sie den “Höher-Schneller-Weiter-Quatsch” nicht mitmachen, und ist genau das nicht heute total Punkrock?

Spiegel-TV-Reportage: Wer einen Michelin-Stern hat, ist ein gemachter Koch. Aber ist das wirklich noch zeitgemäß? Immer weniger Spitzenköche sind bereit, sich dem Druck und der Hierarchie der Sterneküche zu unterwerfen. Auf der Suche nach Freiheit gehen sie neue Wege. Einige Sterneköche verzichten sogar freiwillig auf ihren Michelin-Stern. So wie Maria Groß, die einst eine der jüngsten Sterneköchinnen war, aber ihr Restaurant verließ. Sie hatte keine Lust mehr, bis spät nachts in der Küche zu stehen und den Druck an ihre Mitarbeiter weiterzugeben.

Zwischen ihren Kollegen wirkt Maria erfrischend ehrlich. Wie eine gute Freundin, mit der man heimlich über die alberne Angespanntheit oder die verkrampfte Art manch anderer aus der Branche lachen kann, mit der man gerne ein gutes Glas Wein trinkt und entspannt beim Essen schnackt. Ihre joviale Bodenständigkeit macht sie so erfolgreich. In ihrem Restaurant “Die Bachstelze” kocht sie allein, ihr Lebensgefährte macht den Service. Sie selbst sagt “Das ist eine Mischung aus einer italienischen Trattoria und einer Schweizer Berghütte.”

Maria lebt ihre Philosophie. In ihrem Buch “Gerne ohne Sterne” gibt sie diese - samt köstlichster Rezepte - weiter.

Laufkundschaft gibt es auch aus diesem Grund nicht mehr. Einen Platz bekommt man nur mit Reservierung. Aber auch das ist keine elitäre Attitüde, sondern macht die Menge der benötigten Zutaten planbarer. Maria hat sich der unkomplizierten Heimatliebe auf dem Teller verschrieben. Ihren Kochstil nennt sie in einer Spiegel-Reportage “ehrliche Muttiküche, für die ich mich aber nicht schämen will.” Sie bezieht ihre Produkte aus der Region, kauft regionales Brot und die berühmte Brunnenkresse aus Erfurt direkt beim Erzeuger. Bei ihr gibt es täglich nur das, was auf der Tafel steht und Plätze gibt es nur nach Reservierung. Sie und ihr Lebensgefährte haben den Gasthausbetrieb so aufgebaut, dass sie hier auch alles alleine schmeißen könnten. Das Essen kommt mit “russischem Service” auf den Tisch, wie Maria sagt. Das heißt, jeder Tisch bekommt die Gerichte der Tageskarte in Pfannen und Schüsseln serviert und jeder kann sich nehmen, was er eben möchte. So einfach und unkompliziert ist es in der “Bachstelze”.

Das ist tatsächlich ein weiter Weg von den Anfängen in vollen Sterneküchen, in denen sich mehrere Köche und Zuarbeiter über die Füße laufen. Sie zieht sich aus dem Sternerummel raus, sie bracht nicht immer mehr und noch einen Stern und noch einen Stern. Bei ihr ist Kochen Essen und Beisammensein – ein ganz ehrliches und grundlegendes Gut.

Wie schön! Auf ihrer Website verspricht sie: “...ein Lebensgefühl, das auf Unkompliziertheit, Innovation und Qualität zielt” und bedankt sich direkt auch bei den Menschen vor Ort, “... ohne dabei zu versäumen, dass Thüringen und seine Bewohner uns ein Zuhause geschenkt haben, auf welches wir zu Recht stolz sein dürfen.”

Wir wünschen dieser geilen Uschi und ihrem Team viel Erfolg bei all ihren weiteren kulinarischen Eskapaden!