The Mother of Frauenzeitung (ohne Diättipps!): Louise Otto-Peters

 

Redaktion: Marie Spitznagel

Meine Lieben, ich schreibe ich unheimlich gerne tolle Texte über tolle Frauen, die jetzt aktuell tolle Dinge treiben. Aber, was ist eigentlich mit all den geilen Uschis, die lange vor uns kamen? Also „Historien-Uschis“? Die deutsche Frauenbewegung begann ja nicht erst mit Alice Schwarzer. Da kamen noch ganz viele vor ihr.

Und auch über die lohnt es sich zu schreiben und zu lesen. Also, heute präsentiere ich euch „The Mother of Frauenzeitung“ (garantiert ohne Diättipps): Die Schriftstellerin, Journalistin und Zeitungsherausgeberin Louise Otto-Peters.

Schreiben für die Frauenrechte

Louise Otto wurde 1819 in Meißen geboren und war eine der einflussreichsten Frauenrechtlerinnen ihrer Zeit. Mit 21 Jahren auf einer Reise ins Erzgebirge wurde sie zum ersten Mal mit der Situation der Arbeiterinnen konfrontiert und beschrieb ihre Eindrücke in ihrem Roman „Schloß und Fabrik“, der aber erst veröffentlicht werden durfte, nachdem die sächsische Zensurbehörde einige Änderungsauflagen durchgedrückt hatte. Mit der Zensur hatte sie ihr ganzes Leben lang immer wieder zu kämpfen. 

Sie schrieb die nächsten Jahre immer wieder für verschiedene Zeitungen, teilweise unter Pseudonym, allerdings ist bis heute nicht klar, ob sie sich freiwillig dazu entschied oder ihre Herausgeber sie dazu drängten. Ihre Artikel erregten immer wieder Aufmerksamkeit. Vor allem ihr Beitrag zum Buch „Vorwärts. Volkstaschenbuch für das Jahr 1847“, das vom Publizisten Robert Blum veröffentlicht wurde und Aufbruchsstimmung der Demokratiebewegung zusammenfasst, machte sie bekannt. Er trug den Titel „Über die Teilnahme der Frauen am Staatsleben“ und forderte deutlich die Gleichberechtigung von Mann und Frau, Zugang der Mädchen und Frauen zur Bildung und ähnliche sehr liberale Dinge, die sogar einigen Revolutionären zu wild waren.

Das hielt sie aber natürlich nicht davon ab, weiter zu schreiben und auf die Situation deutscher Frauen, speziell in der Arbeiterklasse, hinzuweisen. Denn, wie so oft in der Geschichte, konzentrierten sich die ersten Klassenkämpfer darauf, die Arbeiter ___STEADY_PAYWALL___aus ihren prekären Verhältnissen zu befreien, aber nicht die Arbeiterinnen, denen es häufig noch schlechter ging.


Revoluzzen durch die Zeitung

1849 ereignete sich die so genannte Märzrevolution in den deutschen Staaten. Nachdem in anderen Ländern erfolgreich die Demokratie durchgesetzt wurde, versuchte man es eben auch hier. Allerdings nicht so erfolgreich. Sie scheiterte schlussendlich im Juli 1849.  

Louise gehörte auch in diesen Zeiten zu denen, die für Freiheit und Demokratie warben. In den Anfängen der Revolution veröffentlichte sie ihre eigene „Frauen-Zeitung“, die das Motto „Dem Reich der Freiheit werb´ ich Bürgerinnen!“ trug. Da war sie also gar nicht mehr zurückhaltend und ließ sich auch nicht dazu drängen, vorsichtig zu sein. Sie wollte den Kampf für demokratische Strukturen nicht den Männern überlassen und rief Frauen in allen deutschen Staaten dazu auf, aktiv für Veränderung und Wandel zu kämpfen.

„Wohl auf denn, meine Schwestern, vereinigt Euch mit mir, damit wir nicht zurückbleiben, wo Alle und Alles um uns und neben uns vorwärts drängt und kämpft.“

Das führte dann aber auch dazu, dass die sächsische Zensurbehörde sie regelrecht verfolgte. Es gab Verhöre, Hausdurchsuchungen und schließlich wurde die „Frauen-Zeitung“ nach nur 25 Ausgaben verboten. Dazu wurde sogar extra das sächsische Pressegesetz geändert. Ich sag mal so, sowas schafft nicht jeder, ich finde das schon ziemlich beeindruckend. 

Auch wenn die Revolution scheiterte, Louise ließ sich nicht von ihren Zielen abbringen. Von keinem ihrer Ziele. Weil ihr späterer Mann August Peters an den Revolutionskämpfen teilnahm, musste er anschließend sieben Jahre in Kerkerhaft verbringen. Das hinderte Louise nicht daran, sich mit ihm zu verloben und ihn sechs Jahre später endlich zu heiraten. Danach ließen sie sich in Leipzig nieder, arbeiteten beide als Bibliothekare und schrieben fleißig weiter Bücher. 


Strukturen schaffen für Frauen

Was mich an Louise so beeindruckt ist ihre Hartnäckigkeit. Sie hat ihr ganzes Leben lang für ihre Überzeugungen gekämpft und auch in nicht revolutionären Zeiten daran gearbeitet, die Situation für Frauen im Allgemeinen und speziell für Arbeiterinnen zu verbessern. Sie gründete 1865 zusammen mit einigen Mitstreiterinnen den Leipziger Frauenbildungsverein und holte im gleichen Jahr die erste deutsche Frauenkonferenz nach Leipzig. Anschließend gründete sie den Allgemeinen Deutschen Frauenverein (ADF) mit, den sie dann 30 Jahre als erste Vorsitzende leitete. Auch mit diesem Verein setzte sie sich für das Recht der Frauen auf Bildung, Erwerbsarbeit und den Zugang zu Hochschulstudiengängen ein. Zudem bot er Weiterbildungsmöglichkeiten für Frauen an, es gab eine Speiseanstalt und verschiedene Freizeitangebote. Sie konnte also nicht nur gut schreiben und aufwiegeln, sondern sich auch ganz praktisch für Frauen einsetzen.


Louise war eine absolut krasse Oberuschi!

Am meisten gefällt mir ein Beitrag aus ihrer ersten Ausgabe der Frauen-Zeitung. “Die Freiheit ist unteilbar!”. Dort fordert sie nachdrücklich gleiche Freiheiten für alle und rechnet mit den Vertretern von Einzelinteressen ab, mit Politikern, die nur an ihrem Erfolg interessiert sind und mit Männern generell. Sie schrieb:

„Aber die Freiheit ist untheilbar! Also freie Männer dürfen keine Sklaven neben sich dulden – also auch keine Sklavinnen. Wir müssen den redlichen Willen oder die Geisteskräfte aller Freiheitskämpfer in Frage stellen, welche nur die Rechte der Männer, aber nicht zugleich auch die der Frauen vertreten.“


Das klingt doch alles erschreckend aktuell, oder? In mir löst das zwei Gefühle aus.

1. Cool, wie progressiv Frauen schon (immer?) waren.
2. Wie furchtbar, dass wir diese Diskussionen noch immer führen. Wie weit könnten wir heute sein, wenn die Frauen der Revolutionen damals schon gehört worden wären.

Gleichzeitig lässt sich diese Aussage aber auch auf den modernen Feminismus ausweiten, da gibt es ja gerade schwere Diskussionen über den sogenannten Differenzfeminismus. Unsere Freiheiten und Rechte sind unteilbar und müssen daher intersektional sein. Wenn man der Logik von Louise Otto heute weiter folgen möchte.


Was können wir heute von Louise lernen?

Es gibt ganz viele Dinge, die wir auf unsere heutige Zeit übertragen können. Sie war eine radikale Demokratin, die Freiheit für alle forderte, nicht nur für eine laute Fraktion, die den Diskurs alleine bestimmen will. Gleichzeitig redete und schrieb und forderte sie nicht nur, sondern krempelte die Ärmel hoch und gründete Einrichtungen, die Frauen in ihrem Alltag aktiv halfen. Ihr letzter öffentlicher Auftritt war 1894, als sie bei der Eröffnung des ersten Gymnasialkurses für Frauen und Mädchen anwesend war. 

Louise war eine faszinierende Frau, von der wir alle lernen können und deren Leistungen für die Frauenbewegung wir nie vergessen sollten.


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Ein Artikel von Marie Spitznagel


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